Moot-Court am Amtsgericht
Sitzungssaal wird Schauplatz einer Verhandlung der ganz besonderen Art
Schüler und Schülerinnen des 12. Jahrgangs des Philipp-Melanchton-Gymnasiums Meine krönen einen dreitägigen Einblick in den Rechtsstaat und die Arbeit in der Rechtsprechung mit der eigenständigen Durchführung einer Strafverhandlung.
Wie funktioniert der Rechtsstaat und warum braucht man ihn? Wie läuft ein Strafverfahren ab, wer hat welche Rechte und Aufgaben und warum? Wie ermittelt man die Wahrheit? Was ist ein gerechtes Urteil? Wie fühlt es sich an, in Handschellen vorgeführt zu werden, in einer Robe zu Gericht zu sitzen, eine Mandantin zu verteidigen oder Anklagen beweisen zu müssen? Diesen und vielen weiteren Fragen rund um die Arbeit der Justiz gingen die Gymnasiasten aus Meine 3 Tage lang auf den Grund.
Am ersten Tag kamen Richter am Amtsgericht Rettkowski und Rechtspflegerin Arendt vom Amtsgericht Gifhorn zum Politikkurs des 12. Jahrgangs nach Meine, um den Schülerinnen und Schülern einen theoretischen Überblick zu geben, sie für den Besuch echter Strafverhandlungen am Folgetag im Amtsgericht vorzubereiten und auch schon einmal abzuklären, wer später welche Rolle in einer Strafverhandlung übernehmen würde.
Am Folgetag besuchten die so in der Theorie bereits geschulten Gymnasiasten des PMG die echten Strafverhandlungen im Amtsgericht Gifhorn, um zu beobachten, wie Angeklagte, Verteidiger, Zeugen, Staatsanwalt und Richter agierten. Mit Richter am AG Rettkowski arbeiteten sie sodann ihre Beobachtungen zum Verhandlungsgang, das Auftreten der Beteiligten und die Entscheidungen in ausgiebigen Gesprächen auf.
Höhepunkt war der dritte Tag, an dem der große Sitzungssaal komplett den Schülerinnen und Schülern gehörte. Vom Wachtmeister, der eine der beiden Angeklagten mit Handschellen hereinführte, über die Angeklagten, ihre Verteidiger, den Staatsanwalt, den Richter, die Schöffen, die Jugendgerichtshilfe, das als Zeugin auftretende Opfer und die als Zeugin geladene Lehrerin bis hin zu der im Zuschauerraum sitzenden Mutter des Opfers – alle Rollen wurden von den Gymnasiasten aus Meine verkörpert. Eine eigens vorbereitete Akte mit allen notwendigen Bestandteilen, eine realitätsnah konstruierte Anklage, echte Roben, aktuelle Gesetzestexte und der komplette große Sitzungssaal, in dem tags zuvor der Strafrichter des Amtsgerichtes Gifhorn verhandelt hatte, boten den Rahmen für eine außergewöhnliche und fesselnde Verhandlung.
Die Gymnasiasten des PMG Meine boten nicht nur eine beeindruckende schauspielerische Leistung, sondern bewiesen, dass sie bei den echten Verhandlungen sehr genau aufgepasst und beobachtet hatten. Wie engagiert sie in ihren Rollen aufgingen und wie souverän sie sich in freier Improvisation den Herausforderungen eines fairen Verfahrens und sachgerechten Urteils bei einer Verhandlung mit Beteiligten voller Emotionen und besonderen persönlichen Umständen stellten, ließ die Zuschauer im Saal einschließlich der extra erschienen Presse zeitweise fast vergessen, dass es nur eine gespielte Verhandlung war. Die Verhandlung endete nach überzeugenden Plädoyers mit einer klaren professionellen Entscheidung wie sie im echten Strafverfahren durchaus realistisch gewesen wäre.
„Absolut beeindruckend, da könnte ich mir die eine oder den anderen sehr gut als künftige Kolleginnen und Kollegen vorstellen“, lobte Dir’in AG Dr. Kieler die gebotene Verhandlung. Tatsächlich fragten zwei Schüler im Anschluss direkt nach Praktikumsplätzen und konnten sich den Weg in die Justiz vorstellen. Der als Nachwuchsscout tätige Richter am Amtsgericht Rettkowski resümierte denn auch:
„Das hat allen so viel Spaß gemacht, Moot Courts werden wir beim AG Gifhorn für interessierte Schulen auch in der Zukunft anbieten.“
Das Amtsgericht Gifhorn plant einen neuen Moot-Court im Herbst durchzuführen. Weitere Bewerbungen richten Sie bitte an das
Amtsgericht Gifhorn
- Verwaltungsabteilung -
38518 Gifhorn.
Moot-Court am Amtsgericht Gifhorn - Sitzungssaal 120 wird Schauplatz einer Verhandlung der ganz besonderen Art